Die Entwicklungsphasen eines Welpen
Die Vegetativ- oder Neugeborenen Phase
1.und 2. Woche
Der Welpe ist von der Umwelt noch völlig abgeschirmt, da seine Augen und
Ohren geschlossen und sein Gehirn noch nicht entwickelt ist. Umweltreize
werden von seinem Körper mit einer Folge von Reflexen beantwortet. Der
Neugeborene ist noch ein Tastsinn-Tier, das Kälte-, Wärme-, und
Schmerzempfindlich ist.
Besonders ausgeprägt ist das Wärmebedürfnis. Deshalb findet der neugeborene Welpe auch die Nahrungsspendende Zitze am Gesäuge, die die wärmste Region am Körper der Mutter ist. Ebenso sucht er mit pendelnden Kopfbewegungen den Kontakt zu seinen Geschwistern, um eng an die anderen angeschmiegt einzuschlafen.
Die Übergangsphase
3. Woche
Augen: Am 11.-13. Lebenstag öffnen sich die Lidspalten der Welpen Augen. Er
sieht nun hell, dunkel, Umrisse von Gestalten und Gegenstände und
Bewegungen. Ein klares Bild von seiner Umwelt bekommt er dagegen erst mit
8-10 Woche, weil erst dann die Stäbchen und Zapfen in der Netzhaut am
Augenhintergrund entwickelt sind. Optische Reize aber werden erst mit vier
Monaten vom Gehirn verarbeitet.
Ohren: Die Ohren werden geöffnet
Nase und Mund: Gehör-Geruch-und Geschmackssinn erwachen
langsam
Die Prägungsphase
4.-7. Woche
In diesen Wochen ist das Gehirn so weit entwickelt, dass es die Umwelt
wahrnehmen und sich mit ihr auseinandersetzen kann.
Der Eintritt in die große Welt erfolgt durch die völlig neue Orientierung
durch Riechen, Hören und Sehen. Es entwickeln sich Gefühlsregungen, die der Welpe in Bellen, Knurren, Winseln und Piepen zeigt.
In diesen wichtigsten und kritischen Lebenswochen wird der Welpe von seiner
neuen Umwelt geprägt. Alle positiven und negativen Erfahrungen, alle
Neuentdeckungen, Erlebnisse, Berührungen und die Stimme des Menschen prägen sich tief in seine Seele. Da sein Gehirn erst zwischen dem 49. Und 56.
Lebenstag entwickelt ist, hat der Welpe jetzt auch noch keine Angst. Er
stürmt freudig auf alles Neue zu, erkundet seine Umwelt, fällt die Treppe
hinunter oder fällt in den kalten Teich im Garten und alles ohne einen
späteren Schaden zu behalten.
Es sind herrliche Wochen für den Züchter und die Welpen Betreuer. Sie können dem Hundekind alles zeigen, mit dem der erwachsene Hund später vertraut sein sollte, JA, Sie müssen es sogar bis zum 49. Lebenstag getan haben, denn danach entwickelt sich die Angst, eine lebenswichtige Schutzmaßnahme der wildlebenden Cyaniden.
Das Vertraut machen
5.-7. Lebenswoche
Geschieht täglich nur 15-20 Minuten, danach ist der Welpe erschöpft und
sollte die verdiente Schlafpause erhalten, um eine Erlebnisse verarbeiten zu
können.
Umweltbezogener Erkundungsplan für Welpen:
- Viele verschiedene Menschenkontakte. Besonders die
späteren Hundebesitzer sollen schon jetzt regelmäßig mit dem Welpen spielen.
- Viele verschiedenen Bodenbeschaffenheiten: Erde, Gras, Holz, Stein, Teppiche und glatte Böden.
- Viele verschiedene Orte: Zimmer, Keller, Küche, Garten, Wiese, Wald und Wasser.
- Viele verschiedene Geräusche: Staubsauger, Klappernde
Futterschüsseln, Quietsch-Spielzeug, Händeklatschen, Laute Stimmen, Leise
Stimmen, Motorgeräusche, Platzpatronen usw....
- Verschiedene Lichtverhältnisse: Gelände im Sonnenschein, im Dämmerlicht, im Dunkeln kennenlernen.
- Autofahren (immer mit leerem Magen, damit der Welpe nicht brechen muss)
- Fellpflege (mit einer weichen Bürste), Zähne, Ohren und Pfoten betasten (für spätere Untersuchungen bei einer Körung, beim Tierarzt usw.), Hochheben, Hinlegen, wenden und Drehen der Welpen gehört ebenfalls dazu.
- Zusammenbringen mit anderen Tieren, Hunden, Katzen (vorsichtig und nur unter Aufsicht)
- Gewöhnung an Halsband und Leine
Die Sozialisierungsphase
8.-12.Woche
In der 8.Lebenswoche erreicht die Entwicklung des Welpen eine äußerst
kritische Phase. Der Welpe lernt sich zu fürchten. Die Angstphase setzt mit
der Entwicklung des Gehirns (Bewusstsein) zwischen dem 49. Und 56. Lebenstag ein und flacht bis zur 12. Lebenswoche hin wieder ab. Die Angstphase ist ein überlieferter Instinkt, der für alle wildlebenden Caniden (Wölfe, Dingos, Wildhund) lebensrettend sein kann, z.B. durch rechtzeitiges Erkennen der Unterlegenheit und dementsprechender Reaktion, wie z.B. Demutsverhalten oder Furcht.
In dieser Phase lernt der Welpe seine ersten Tabus:
- Das Knurren der Mutterhündin verwehrt ihm das Saugen, weil Zähnchen und Krallen Welpen jetzt spitz und schmerzhaft für die Hündin sind.
- Beim Rangeln unter den Welpen erfährt der Kleine, dass er dem Geschwisterchen unter-/oder überlegen ist.
- Beim Herabsteigen einer Treppe erkennt er nun plötzlich die Tiefe; er zögert und jammert ängstlich. (Die Gefahr wird erkannt, Vorsicht ist geboten)
- Beim Herunterfallen eines Blechnapfes erschrickt er fürchterlich, erholt sich aber sofort, wenn er die Situation schon früher einmal erlebt hat. Normale Reaktion: Er beschnuppert den Napf.
- Die Auseinandersetzung mit anderen Artgenossen erfolgt komplizierter als in der 5.-7. Lebenswoche; Angst oder Vorsicht sind des Welpen Hüter vor übereilten Frechheiten.
In der Sozialisierungsphase werden die Grundlagen des Verhaltens gefestigt.
Die Beziehungen zwischen den Geschwistern werden aufgebaut. Jeder Welpe
erobert einen festen Platz im Wurf. Es zeigt sich der Unterlegene und der
Überlegene.
Die Beziehung zum Menschen werden gefestigt, die Selbstsicherheit wird
gebildet oder verhindert (Aufzuchtfehler z.B. durch Überforderung).
Die Rangordnungsphase
4. und 5. Monat
Es wird nun ein fester Platz in der Meute eingenommen.
Das Alpha-Tier steht an erster Stelle, es führt das Rudel an und stellt
die Spielregeln auf.
Das Omega-Tier steht an der letzten Stelle, es hat gar nichts zu sagen,
sondern ist nur ein Mitläufer.
Ebenso entwickelt sich bei der Eingliederung in die Meute Mensch/Hund in
diesem Alter ein fester Platz. Dieser ist dem kleinen Hund durch den
Menschen fest zuzuweisen.
Verglichen mit der Entwicklung des Kindes entspricht die Zeit zwischen dem
4. und 5. Lebensmonat eines Welpen ungefähr dem Vorschulalter
(Kindergartenalter) des Kindes.
Man setzt bei dem Hund zwischen dem 4. und 5. Lebensmonat den Grundstein der Erziehung. Weil er in diesem Alter für alle Spiele sehr empfänglich ist, ja diese sogar begeistert mitspielt, bringt man ihm z.B. bei: Leinenführigkeit, Sitz, Platz, bleib liegen, Warten, Hopp (über kleine Hindernisse, wie Baumstämme und schmale Gräben), such (nach kleinen versteckten Leckerbissen), hol´s oder Bring´s (z.B. einen Ball).
Bei dem kleinsten Erfolg muss das Spiel mit überschwänglichem Lob und einem Leckerbissen belohnt werden.
Die Rudelordnungsphase
6. und 7. Monat
Die Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit dem Menschen werden gesammelt und computermäßig gespeichert. Das Hundegehirn vergisst ab diesem Alter weder eine angenehme, noch eine unangenehme Erfahrung.
Der Mensch macht seinen Zögling selbstsicher und stark, indem er im
täglichen Leben und Zusammensein selbst die absolute Disziplin bewahrt. Die
Disziplin und Konsequenz, die der Mensch ausstrahlt, übertragen sich auf den
Hund und erleichtern ihm das Lernen, was er in diesem Alter durch Gewohnheit erreicht, während er als Welpe eher durch spontane Erfahrungen schlauer geworden ist. Das Lernen geht jetzt also viel langsamer und erfordert vom Menschen Einsicht und Geduld.
Die Rudelordnungsphase entspricht etwa dem Grundschulalter des Menschen.
In dieser Phase kann man seinem Junghund auf spielerischer Basis sehr viel
beibringen, ohne dass dieser merkt, dass er bereits ausgebildet wird.
Viel Spaß bereiten:
Spielen mit dem Ball oder leichtem Apportierholz (Hol´s.....Bring)
Leichtes Zerren an einem Jutelappen und Gewinnen (Steigerung des Beutetriebes)
Futtersuchen auf einer Fährte ( Wer sucht, der findet)
Abenteuerspaziergänge, bei denen man Klettern, Springen (Baumstamm, Bach) und stöbern kann (Dickicht)
Versteckspielen: Man versteckt sich beim Spaziergang plötzlich hinter einem
Dicken Baum und ruft den Junghund kurz an. Große Freude beim Finden des
Herrchens/Frauchens. Fördert die Aufmerksamkeit.
Die Pubertät
8. und 12. Monat
In der Pubertät wird die Geschlechtsreife entwickelt. Bei der Hündin zeigt
sich die erste Läufigkeit. In dieser Phase sind die Hunde oft im Wesen stark
verändert. Sie werden analog zum Menschen unsicher, ängstlich, eigensinnig,
manchmal sogar aggressiv und in jedem Fall überempfindlich gegen ihre
Umwelt. Sie haben eine Zeit lang einfach schlechte Nerven und sollten in
dieser Zeit rücksichtsvoll, liebevoll und behutsam behandelt werden.
Jeden Anwendung von Zwang, übermäßige Strenge und hartes Strafen muss ich dieser zwiespältigen Phase unterlassen werden.
Es wäre durchaus falsch, wenn man seine menschliche Enttäuschung über das veränderte Wesen den Hund spüren lässt. (oh je, der taugt ja nichts)
Im Gegenteil ! Wenn man sich dieser Übergangsphase zum Erwachsen-Werden bewusst ist und seinem Tier einen seelischen Halt gibt, wird diese
Einstellung vom Hund später mit noch mehr Anhänglichkeit gedankt. (Nur Mut, wir zwei schaffen das schon, gemeinsam !)
Ab dem 12. Lebensmonat gilt der Hund als ausgewachsen.
Erwachsen aber ist er erst mit drei Jahren !
Ab dem 12. Lebensmonat sollte man dem Rudelmitglied Hund immer beweisen, dass man als Mensch der Rudelführer ist. Der Hund muss lernen, dass ein Entweichen gegen den Willen des Menschen unmöglich ist.
Weniger Spaß macht:
Fuß (an der Leine links vom Herrchen / Frauchen gehen)
Sitz - Warten -Platz
Absolute Tabus = Pfui
Stehlen (z.B. die Wurst vom Teller)
In die Wohnung pinkeln
Teppiche oder Möbel annagen
Das donnernde Pfui wird mit einem kräftigen Schütteln des Hundes am Genick
verbunden. Erfolge gibt es nur, wenn der Hund auf frischer Tat erwischt wird.
Absolut tabu ist auch das fröhliche Hasen und Vögel hetzen, was später zum
Wildern ausartet.
Gegenmaßnahmen: Der Hund wird angeleint an das Wild herangeführt. Beim ersten Lustgefühl auf Wild erfolgt eine klare Ansage, dass dies verboten ist !
Einmal erfahren, merkt er sich das für´s ganze Leben.
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